Cross 25 - Cross Yachts > Tour > Urlaubstörn Dänemark 2014 > Samsø bis Svendborg

Südwärts!

Abends in Samsø besprechen wir beim Essen - es gibt Bordküche, Pasta mit Fisch (aus der Dose) und Zuccini von einem überdachten Selbstbedienungs- Bauernstand mit Geldeinwurf - wohin es als nächstes gehen soll.

Ich würde gerne mal nach Korshavn, an die Nordsputze von Fünen. Aber andererseits haben wir nur noch wenig Lebensmittel und sollten die Bestände auffüllen - und eine komfortablere "Wasser-aus-Wand" Situation wäre auch nicht schlecht. Dann ist Kerteminde ziemlich logisch, im Hafenhandbuch wird die Marina als gut ausgestattet beschrieben.

Und es gibt die Folkebådcentralen in Kerteminde, Home of the Folkeboot - noch ein Grund.

Wir legen am nächsten Morgen bei dem für die letzte Woche üblichen Wetter ab (Sonnenschein, 22-25°C, 15-18 Knoten Wind, einigen Schäfchenwolken)  - das schlechte Wetter ist durch. Südlich von Samsø steht ein Windpark mit 10 großen Windrädern, die genau parallel zu unserer Kurslinie sind. Die Insel Samsø ist energieautark, es wird Strom aus Windkraft und Solarenergie produziert. Letzteres freut die Kapitante...

Hier im Ausgang des großen Belts sind kommt das erste Mal ein wenig Hochseestimmung auf, die Wellen sind höher und länger, Frachter ziehen parallel zu uns gen Nordsee oder in die Ostsee hinein. Das ist der "Weg T". Weiter unter Land segelnd stören wir niemanden, und es sind auch wenige andere Segler unterwegs. 

Wir machen die N-Ansteuerungstonne und die 3 Tonnenpärchen für die Ansteuerung nach Odense aus - wir sind wieder unter Land, Fyn ist an STB. Im Laufe des Tages nimmt auch der Wind etwas zu, und als nächstes Wollen wir zwischen der Insel Romsø und Fyn hindurch, und auch da liegen einige fiese Steine, die aber betonnt sind

Uns macht es beiden ziemlichen Spaß mit der Betonnung, es hat was von Entdeckungsreise, und die Vielzahl der Tonnen beeindruckt im Vergleich zum Mittelmeer oder der Karibik. Allein um dieses Inselchen Romsø liegen 5 Tonnen herum.

WIr lassen eine weitere Kardinale, Møllegrund Süd aus. Das Wasser ist tief genug. Aber wir können die 253° auf Kerteminde zu nicht anliegen - müssen wir etwa da noch hochkreuzen? Sieht so aus, also: Segelspaß mit vela hart am Wind, Fock und Reff 1 sind mittlerweile drin. Heckwelle rauscht, die Schapps entleeren sich - aber wir sind schnell da.

Die Hafeneinfahrt ist schnell gefunden, und wir suchen uns einen Platz nicht allzuweit von den Sanitären. Schiff aufklaren, Segel legen, Kaffee, was zu essen. Auch die Bordroutine ist was schönes - warum macht aufräumen Zuhause eigentlich viel weniger Spaß?

Kerteminde

Wir wollen noch einen Spaziergang machen - die Hafenanlage begutachten, verlassene / vergessene Schiffe auf Winterlagerplätzen, Krebsrennbahn. Folkeboote!

Kerteminde selbst hat sicher nicht den irren Charme von "typisch dänisch", aber uns gefällt das Städchen trotzdem ganz gut. Viel Backstein, üppige Blumen vor den Häusern. Zur Versorgung ist alles da. Auch ein Baumarkt. Denn: Wir haben keinen 220V Strom mehr an Bord.

Die Geschichte ist kurz erzählt: Die beiden CEE Stecker underes 25-Meter-Kabels habe ich aufgeschraubt und auf Korrosion überprüft (nix) , danach die Kabeladern mit einem Mulitmeter gemessen - null Durchgang. Da sind wohl die Litze des Kabels gebrochen. Das Kabel ist so alt wie das Schiff (13 Jahre).

Deshalb: Baumarkt. Die Stecker sind ja noch gut, und so kaufen wir 25 Meter 3-adriges Kabel. Kostet geringfügig mehr als ein vergleichbares Kabel in Deutschland, aber wir können wieder kühlen!

Abends gehen wir noch in eine nette Pizzeria. Gegenüber ist der Nachtwächter in Aktion, in voller Montur zündet er eine historische Laterne an, sammelt dan wohl auf dem Marktplatz Touristen ein und erklärt ihnen, wie es im historischen Kerteminde wohl zugegangen sein muss.

Es gibt auch ein Kirschfest in Kerteminde! Wir denken an unvergessliche Abende in Sipplingen am Bodensee bei der Kirschbecherregatta.

Beltbrücke voraus!

Am nächsten Morgen legen wir bei sehr leichtem Wind ab - und haben den zweiten Tag in diesem Urlaub achterlichen Wind. Heissa, und mit 5-6 Knoten rauschen wir unter Spinnaker auf die in der Ferne liegende Beltbrücke zu. Als Kleinschiff können wir mit Masthöhe 11,50 über Wasser den rechten Brückenteil, die Vestbrøen passieren. Die Straße setzt ja noch ein Mal auf Sprogø auf, bevor der Anstieg auf 65 Meter geschieht. Ein irres Bauwerk. Ich bin beeindruckt, was Menschen sich einfallen lassen und realisieren.

Aus meiner Kindheit kenne ich diese Brücken nicht, der Weg nach Schweden führte entweder via Puttgarden / Rødby oder meine Eltern nahmen die Fähre zwischen Nyborg und Korsør. Ich fand Fähre fahren immer ziemlich klasse.

Kurz nach der Beltbrücke: Wind weg. Nix, Nada, Niente. Wir machen den Volvo an und die Selbststeueranlage dazu, und motoren fast Südkurs. Wir haben uns Lundeborg vorgenommen. Von vielen empfohlen, aber auch mit üblen Storys über diesen teilweisen sehr sehr vollen Hafen. Nach einer Stunde können wir den Motor auch wieder ausmachen, für uns reicht der Wind zum Segeln.

Lundeborg

Schon von weitem ist Lundeborgs großes rotes Packhaus zu sehen, leider auch sehr sehr viele Masten, obwohl wir nicht spät unterwegs sind. Wir bergen die Segel und fahren zunächst nach der Hafeneinfahrt Backbord, in den neueren Teil des Hafens hinein, um nach einem Platz zu suchen. Fahren langsam fast das gesamte Becken ab, bis das Lot nur noch sehr wenig Wasser unterm Kiel anzeigt. Ich verhole an einen Platz an der Spundwand und Petra geht los, um einen Hafenmeister zu finden.

Den Hafenmeister gibt es aber im neuen Hafenteil des Lundeborger Hafens nicht. Hier wird mit Automat bezahlt - der antwortet aber leider nicht auf Fragen zu den Liegeplatzmöglichkeiten. Petra spricht ein dänisches Ehepaar an, die vor den Sanitäranlagen stehen, und erläutert unser Problem, daß wir meinen, an dem Platz, wo ich gerade festgemacht habe, nicht liegenbleiben zu können.

Die beiden Dänen sprechen hervorragend Englisch und die Frau erzählt Petra, daß neben ihrem Schiff, daß im alten Hafenteil liegt, noch ein kleiner Platz frei wäre. Haben wir ein Glück!

Petra sprintet wieder zurück an Bord, und wir tasten uns in den alten Hafenteil hinein, der optisch voll ist. Aber Steuerbord, fast an der inneren Kaimauer, ist noch ein Platz. Reinzirkeln mit 7,75 geht da so gerade - der Platz ist wie für uns gemacht. Wir bedanken uns vielmals bei den neuen Nachbarn. Vielleicht einen Enkelt 1? So als Danke? Nee, sagt der Skipper fast empört, den Enkelt 1 gäbe es bei ihnen nur morgens nach dem Frühstück.

Jesses. Diese dänischen Trinkgewohnheiten.

Lundeborg alt vs neu

Bei unserem üblichen Hafenrundgang, der zumeist eine Mischung aus Schiffegucken, Atmo spüren, Sanitären inspizieren und WLan Code organisieren ist, fällt uns ein Schild auf, daß besagt, daß man jetzt den alten Hafen von Lundeborg verläßt.

Das ist ja fast wie ne Zonengrenze, denken wir uns - und wenn da jemand schon so eine Schild aufstellt, dann gibt es sicher noch eine Geschichte zum Schild. Die bekommen wir auch geliefert, und zwar zuerst von der netten Hafenmeisterin des alten Hafens, Dorthe Clausen.

Sie erzählt uns, daß der neue Hafenteil von der Gemeinde in Svendborg verwaltet wird, daß es halt nur diesen Automaten gäbe - die Sanitären zwar neuer seien - und daß sie nur Ansprechpartnerin für den alten Hafenteil ist. In aller Ruhe packt sie diesen Hafen gen Abend hin auch unglaublich voll, ohne daß es irgendein Geschrei oder Diskussionen gibt. Nie liegen dicke Pötte an Kleinkreuzern, sondern sie stapelt richtig schön nach Tonnage. Hat für jeden ein feundliches Wort, Tipps, natürlich den WLan Code.

Das kann kein Automat. Und mögen die Sanitären noch so toll sein - wenn sie nur einmal am Tag geputzt werden, und nicht zwischendurch auch mal nachgeschaut wird, wie es denn darin aussieht, dann nützen auch die neuen Kacheln an den Wänden nichts.

Ich gebe 5 Stars für Lundeborg - eben wegen Dorthe. Must see.

Lundeborg > Troense

Im Vorfeld der Reise habe ich einige Törnberichte gelesen, und auch André gab uns den Rat, unbedingt nach Troense zu fahren, daß etwas vor Svendborg im Sund liegt. Es sei unglaublich dort.

Also Troense. Da wollen wir heute hin. Nach dem Auslaufen ist wieder Leichtwind, 7-11 Knoten - aber heute mal wieder gegenan. Die beiden letzten Tagen waren wohl eine Ausnahme.

Was uns fast ein wenig erschüttert ist, daß so wenig Schiffe bei diesem Wind segeln. Die meisten hinter uns und Voraus mit achterlichem Wind haben den Motor an. Am Bodensee lecken sich alle die Finger, wenn 10 Knoten da sind, und es ist ein Freudenfest, aber hier: Allgemeines Gediesel.

Petra ist heute gut drauf, und "berghoch" ist eh ihr liebstes beim Steuern. Also zick-zack über den Sund, Generalkurs grob 205°, in Richtung Svendborg Sund und der Südkardnale Thurø Rev. Beim Zacken machen wir noch einen Abstecher in Richtung Odden / Thurø und können auch bald das Valdemars Slot sehen. Na, da hat aber jemand einen schönen Platz für die Hütte am Wasser gewählt. Umgeben von Bäumen und Raps- sowie Weizenfeldern, einfach schön anzusehen.

Der Sund ist anzusteuern mit 283°, und das passt auch schön zum Wind - aber Petra wird unruhig, weil sie die enge Einfahrt auf Thurø zu nicht ausmachen kann. Aber wir sind im Fahrwasser, und ich zeige auf die grüne Fahrwassertonne, nach der es STB abgeht. Es ist einiger Schiffsverkehr, die meisten Motoren. Und: Idioten gibt es überall, die sich beim Überholen nicht von uns freihalten und gefährlich eng kommen. Aus dem Sund kommt jetzt sichtbar auch Strom, die Tonnen machen sichtbare Wellen.

Sicherheitshalber machen wir auch den Motor an, er bleibt aber im Leerlauf, denn mein Wunsch ist es, den Sund hineinzusegeln. Man hält erstmal auf Walsteds Werft zu, bevor eine Linkskurve den Blick auf den Hafen von Troense freigibt. Wir bergen vor dem Hafen die Segel und schleichen dann auf die Innenseite der Südmole, mit Dauerblick aud das Lot. Es ist gerade tief genug - und schau an: Da ist noch eine passende Box für uns: Schmal und 10 Meter lang, das Gardemaß für Schärenkreuzer.

Wir haben für die Strecke von Lundeborg bis Troense etwa 4 Stunden gebraucht - es ist gerade mal Mittag, als wir festmachen.

Valdemars Slot

In Troense ist scheinbar Mittagspause. Alle dösen in der Hitze, der Hafenmeister kommt um fünf - also machen wir einen Fußmarsch vom Hafen zu Valdemars Slot, das wir ja schon bei der Einfahrt in den Sund gesehen haben.

Vom Hafen aus geht es den Berg hoch, dann links. Der Straße folgend, beginnt am Ortsausgang von Troense eine schöne Allee, die zum Schloss führt.

Die Schlossräume zeigen Einrichtung aus einigen Epochen des Schlosses, wunderbare Holzarbeiten bei den Möbeln, alles auch für nicht dänischsprechende Besucher verständlich erklärt. Etwas irritiert hat uns das Obergeschoss, wo eine riesige Jagttrophäensammlung ausgestellt ist. Die Schlossherren sind wohl begeisterte Jäger - leider auch für Großwild. Die afrikaischen "big five" sind allesamt ausgestopft/präpariert dort oben zu sehen. Wir stehen nicht auf diese Ausstellung - warum muss man hunderte von Kleinstvögeln in Vitrinen stopfen? Aber: Jedem Tierchen sein Plaisierchen  > wir gehen durch die wirklich sehenswerte Schlossküche hinaus in ein Nebengebäude, daß das"Danmarks Museum for Lystsejlads" beherbergt. Klein, aber fein. Und uns gefällt das Wort Lystsejlads sehr - als ob es noch eine andere Art des Segelns gäbe.

Dänisches Museum für Segelsport / Svendborg

Danmarks Museum for Lystsejlads

Aber damit ist die Abgrenzung zur Frachtsegelei gemeint - und dieses Museum gibt es in Marstal.

Also: die Freizeitsegelei ist in Valdemars Slot.

Mit dem ältesten Folkeboot Dänemarks, mit Geschichten über dänische Regattasegler (Paul Elvström) und Yachtkonstrukteure. Dazu jede Menge Halbmodelle, Vitrinen aus der Anfangszeit des vergangenen Jahrhunderts, als Segeln noch Elitesport war. Mit einen abenteuerlichen Sammlung der verschiedensten Aussenborder. Mit Muße kann man dort 2 Stunden verbringen, es geht aber auch in kurz unter einer Stunde.

In einer Vitrine entdecke ich beispielsweise eine Schatulle (siehe Foto), in der silberne stilisierte Segelboote und Wendemarken, ebenfalls aus Silber sind. Sowas wurde bei Protestverhandlungen benutzt. Einfach schön.

Geöffnet hat das Museum nur im Juni, Juli und August.

 

Mit einem Abstecher duch den alten Pferdestall mit reich verzierten schmiedeeisernen Boxentrennern, einem leckeren Eis "auf die Faust" machen wir uns auf den Rückweg in Richtung Hafen.